Südkurier 12. Juni 2001

Auf dem "roten Teppich" zum Erfolg

Schwerstbehindert findet der Überlinger Maler Lars Höllerer Anerkennung in Fachkreisen

„He, Du Promi! Ich habe den Film über Dich gesehen. Deine Bilder sind Klasse! Die Aktzeichnungen sind wirklich superschön.“ Dieser „Promi“, der solche und viele andere Mails im Internet auf seiner Homepage findet, scheint mittlerweile wirklich einer zu werden. Die erstaunliche Geschichte des Lars Höllerer, so könnten wir sie nennen, kennen wir doch den jungen Überlinger seit vielen Jahren. Durch einen Motorradunfall seit 1991 vom Hals abwärts gelähmt, begleitet der Südkurier den jetzt 31 Jahren alten jungen Mann durch Höhen und Tiefen, nahm teil an ersten Erfolgen, mischte sich ein, als er zugunsten der AMSEL-Gruppe Überlingen sein Bild „Ruine in Spanien“ versteigerte und meldete sich jetzt wieder bei ihm im Alikron. Schließlich drehte das ZDF mittlerweile einen Film über ihn, beim europäischen Treffen der Mund- und Fußmaler in Budapest rollte er über einen „roten Teppich“ und bei der Versteigerung von Sothebys Deutschland im Europapark Rust kam sein Bild „Lavendelfeld“ für 3500 Mark unter den Hammer. Wenn das nicht Gründe genug sind, um bei ihm mal wieder anzuklopfen.

Lieber für „Regenbogen“

„Im Nachhinein hätte ich das Bild „Ruine in Spanien“ lieber den „Regenbogen Verein“ gespendet“, nimmt Lars zur aktuellen Situation der Überlinger AMSEL-Gruppe Stellung. „Denn hätte es Frau Hengstler nicht gegeben, wäre ich durchs Netz gefallen“, spielt er auf die Fahrtmöglichkeiten an, die die AMSEL dem gelähmten jungen Mann nach Mühlhofen in die Freie Kunstakademie ermöglichte. Womit wir beim Thema sind. Die farbenfrohen Landschaften hängen zwar immer noch in seiner Wohnung – aber auffallend viele, richtig gute Akte sind hinzugekommen. „Hast Du die etwa gemalt?“ Unsere Frage lässt Lars müde lächeln. „Ja sicher“. Dabei konnten wir uns noch an ein Gespräch mit ihm erinnern, in dem er von seinen Schwierigkeiten bei der Umsetzung von menschlichen Zügen erzählte. Und jetzt so etwas!
Budapest ist unser erstes Stichwort und Lars berichtet vom Europäischen Treffen der Mund- und Fußmaler, von einem ersten Flug mit einer Linienmaschine ab Kloten. Das behindertengerecht gebaute First-Class-Hotel in Budapest beeindruckte ihn mächtig. „Noch einen Tag mehr dort und ich wäre dekadent geworden“, blitzt sein Humor durch. Es habe allen Schnickschnack gegeben. So habe man unter anderem die Teilnehmer mit Polizeieskorte und Blaulicht ins Kulturzentrum gefahren. Zwei Tage lang gab es Workshops mit ungarischen Proffessoren, eine Konferenz über die Vereinigung der Mund- und Fußmaler, eine Abschlussgala. Lars und „sein“ Zivi Fabian Plessing sammelten tolle Eindrücke.
Und schon ist der zweite Event an der Reihe. „Künstler helfen Künstlern“ heißt er und findet jedes Jahr in Rust im Europapark statt – eine Versteigerung von Bildern aus den Atelier zum Teil bekannter Künstler unter der Schirmherrschaft von Christina Rau, der Ehefrau des Bundespräsidenten. Und Lars erhielt die Anfrage des Veranstalters, ob er sich nicht mit einem seiner Bilder beteiligen wolle. Herzog Phillip von Württemberg war der Auktionator. Er erziehlte 3500 Mark für das Bild. Und so ganz nebenbei erzählt Lars, dass auch eine Lithografie von Picasso unter den Objekten war.
Schließlich noch der Fernsehfilm des ZDF in der Reihe „Hallo Deutschland“. Zweieinhalb Fernsehminuten – also eine verhältnismäßig lange Dauer – in denen Lars selbst von seinem Leben erzählt und anderen Mut macht. „Mir fehlen die Worte. Ein Mensch, der sich praktisch nicht mehr bewegen kann, stahlt Glück und Lebensfreude aus“, mailte daraufhin Andreas. „Du bist so großartig wie Deine Bilder“. He Du Promi, wir freuen uns auf das nächste Gespräch.